Einsätze

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Chemieunfall in Bad Fallingbostel

Feuerwehr Honerdingen über 20 Stunden im Dauereinsatz

Am Montag den 15. Oktober kam es zu einem schweren Chemieunfall auf dem Betriebsgelände der Firma Kraft in Bad Fallingbostel. In einem 30.000 Liter fassenden Behälter wurden versehentlich 10.000 Liter Salpetersäure gefüllt, obwohl sich bereits 14.000 Liter Natronlauge in diesem befanden. Nachdem der Fehler bemerkt wurde, alarmierte die Betriebsleitung umgehend die Feuerwehr. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Gefahr, dass der betreffende Behälter bersten würde. Beim Vermischen der beiden Flüssigkeiten kommt es zu einem chemischen Vorgang, bei dem viel Wärme freigesetzt wird. Folge des Berstens wäre wahrscheinlich eine große Giftwolke mit sogenannten nitrosen Gasen gewesen. Dies galt es zu verhindern. Die Säure und die Lauge waren aber durch eine neutrale Salz/ Wasserschicht voneinander getrennt.

Die zuerst eintreffende Feuerwehr Bad Fallingbostel ließ umgehend die Umweltbereitschaft alarmieren. Mit Hilfe einer Pumpe sollte die Salpetersäure über eine Lucke auf dem Hallendach aus dem Behälter gepumpt werden. Dabei sollte aber die neutrale Salz/Wasserschicht nicht beschädigt werden, um den chemischen Vorgang beim Vermischen zu vermeiden. Mit Hilfe der Drehleiter Soltau wurden in Folge des Einsatzes mehrere Feuerwehrleute in Chemikalienschutzanzügen (CSA) auf das Hallendach befördert. Die Säure wurde in separate Behälter abgepumpt. Währenddessen wurde eine technische Einsatzleitung auf dem Betriebsgelände eingerichtet und es wurde aufgrund der bestehenden Gefahr für die Bevölkerung der sogenannte MANV 3 Fall ausgelöst (Massenanfall von Verletzten oder zu betreuende Personen). Im Bereich Weinberg wurde mit Hilfe weiterer Rettungsorganisationen (DRK, THW, DLRG, Johanniter) und der Polizei die Bevölkerung evakuiert. Notunterkünfte wurden in der Heidmarkhalle und in der Glaubenshalle in Krelingen eingerichtet. Es wurde Verpflegung für die Einsatzkräfte und für die Evakuierten organisiert und zubereitet. Gegen 19 Uhr trat im Bereich des betroffenen Behälters eine Wolke mit nitrosen Gasen aus, die Richtung Osten zog. Mit Hilfe von Wasserwerfern wurden die giftigen Dämpfe niedergeschlagen. Daraufhin rief Landrat Manfred Ostermann für die Stadt Bad Fallingbostel den Katastrophenalarm aus. Der Evakuierungskreis wurde auf 500 Meter um das Betriebsgelände erweitert. Unteranderem wurde auch ein Altenheim evakuiert. Insgesamt waren 1200 Personen im Absperrbereich betroffen. Sämtliche Zufahrtsstraßen nach Bad Fallingbostel wurden gesperrt. Die Bahnlinie Walsrode-Bad Fallingbostel wurde ebenfalls gesperrt. Ebenso zeitweise die Autobahn A7. Die gesamte Nacht wurden die Pumparbeiten fortgesetzt. Dabei bekamen die örtlichen Kräfte Unterstützung von Feuerwehrkräften aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme und Harburg. Von der Feuerwehr Hamburg kam Spezialgerät zum Einsatz. Mit einem Messgerät konnten eventuelle Schadstoffwolken festgestellt werden. Gegen 6 Uhr spitzte sich, trotz aller Bemühungen, die Lage an der Einsatzstelle zu. In dem betroffenen Behälter stieg die Temperatur drastisch an. Zwischenzeitlich auf 107 Grad Celsius. Fast sämtliche Einsatzkräfte wurden aus Sicherheitsgründen vom Betriebsgelände abgezogen. Mit Hilfe von weiteren Wasserwerfern wurde der Behälter gekühlt. Das zusätzlich benötigte Wasser wurde mit Hilfe einer längeren Schlauchleitung von der Firma Michelin bis zum Werksgelände Kraft gefördert. Die Abpumparbeiten wurden jetzt forciert. Die Temperatur des Behälters ständig kontrolliert. Gegen 13 Uhr stabilisierte sich die Lage wieder. Die Temperatur sank wieder. Gegen 15:45 Uhr konnte der Katastrophenalarm wieder aufgehoben werden.

Die Sperrungen konnten aufgehoben werden und die Evakuierten wieder zu ihren Wohnungen zurück. Nach und nach konnten die eingesetzten Kräfte aus dem Einsatzgeschehen entlassen werden.
Während des gesamten Einsatzes war das Medieninteresse sehr groß. Mehrere Fernsehsender sendeten teilweise Live von der Einsatzstelle.

Die Feuerwehr Honerdingen wurde um 13:24 Uhr durch die Leitstelle Soltau im Rahmen des Dekonzugs der Umweltbereitschaft alarmiert. Mit dem MTF, LF 8/6 und dem Dekonfahrzeug des Landkreises machten sich 14 Brandschützer aus Honerdingen auf dem Weg nach Bad Fallingbostel. Mit Hilfe der weiteren Wehren des Dekonzugs aus Hodenhagen (TLF 16/25) und Groß Eilstorf (TSF) wurde der Dekonbereich aufgebaut. Während des gesamten Einsatzes wurden über 80 CSAler dekontaminiert. Aufgrund der Länge des Einsatzes wurden die vorhandenen Kräfte teilweise ausgetauscht. So wurden um 19:04 weitere Atemschutzgeräteträger in Honerdingen alarmiert, Außerdem wurde am 16. Oktober erneut Alarm in Honerdingen ausgelöst, um bereits ausgetauscht Kräfte oder bisher nicht eingesetzte Kameraden an die Einsatzstelle zu beordern. Insgesamt kamen 55 Kräfte im Dekonzug zum Einsatz, davon 35 Kameraden aus Honerdingen. Während der Nacht musste der Dekonbereich um 150 Meter verlegt werden. Aufgrund von Messungen des Fachzugs Spüren und Messen wurde festgestellt, dass der bisherige Dekonplatz aufgrund der nitrosen Gase nicht mehr sicher war. Diese bisher nicht geübte Maßnahme konnte aber innerhalb von einer halben Stunde umgesetzt werden. Gegen ein Uhr morgens bekam der Dekonzug Unterstützung von Einsatzkräften aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme. Gegen sieben Uhr morgens musste die gesamte Dekonanlage abgebaut werden, wegen der steigenden Temperatur im Behälter. Der gesamte Zug ging auf dem Parkplatz am Toom Baumarkt in Bereitstellung. Um 9:30 Uhr wurde der Dekonzug aus dem Einsatzgeschehen entlassen. Von Einsatzbeginn bis zum nächsten Morgen 7:00 Uhr wurde der Dekonzug vom stellv. Zugführer Michael Schlüter (Ortsbrandmeister Honerdingen) geführt. Anschließende übernahm Zugführer Edgar Brüsehoff bis zum Einsatzende die Leitung. Insgesamt wurden über 580 Einsatzstunden von dem Kameraden im Dekonzug geleistet.


Lagebesprechung der Feuerwehrführungskräfte mit Mitarbeitern von Firma Kraft Foods


Innerhalb von 20 Minuten wird die Dekonanlage von den Einsatzkräften aufgebaut


Die Anlage ist betriebsbereit und die Dekontrupps sind ausgerüstet und warten auf ihren Einsatz


Eine Einsatzkraft wird nach der Arbeit aus seinem CSA nach der Dekontamination entkleidet


Nitrose Gase sind ausgetreten. Die Dekontrupps haben sich kurzzeitig zurück gezogen


Mit Hilfe von Wasserwerfern werden die giftigen Dämpfe niedergeschlagen

Fotos: Bild 1 Walsroder Zeitung, Bild 2 -6 Boris Alexander Krug

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